Gendern ist zur Zeit total en vogue. Egal, wo man hinhört bzw. „hinliest“, überall wird gegendert, was das Zeug hält. Sogar in den öffentlich rechtlichen Nachrichten bzw. gerade da. Schließlich soll sich ja auch kein(e) „Zuschauer*in“ verärgert fühlen. Als Werbetexterin und Autorin finde ich dieses permanente „Rumgegendere“ allerdings in vielen Fällen einfach nur noch anstrengend. Oftmals klingt das Gendern hölzern und aufgesetzt.
Ja, ich bin auch eine Frau. Und ja, ich finde es auch gut, wenn man/Frau etwas achtsamer mit seinen/ihren Worten umgeht und das weibliche Geschlecht einen stärkeren Einfluss in vielen Bereichen erhält. Aber doch bitte nicht um jeden Preis!
Was ist am generischen Maskulinum eigentlich so schlimm?
Ich ganz persönlich habe mich noch nie durch ein kleines „man“ oder ein männliches „er“ am Wortende ausgeschlossen oder missachtet gefühlt. Wenn man so anfängt, müsste man sich fairerweise übrigens auch gleich noch fragen, was an dieser Stelle mit allen Transsexuellen ist. Denn die sind bei den ganzen Begriffen wie „Zuschauer*innen“ etc. in meinen Augen nun noch ausgeschlossener als vorher. Beim generischen Maskulinum war irgendwie jeder angesprochen, aber jetzt? Wenn man explizite weibliche Endungen macht, müsste es doch eigentlich auch noch etwas dazwischen geben. Also für alle „Diversen“ – auch so ein Wort, das ich unsäglich finde.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal ganz klar betonen, dass jedes Wesen auf diesem Planeten, das per Geburt nicht eindeutig weiblich oder männlich ist, mein allertiefstes Mitgefühl hat. Ich fände es unverschämt, wenn man mich in Personalanzeigen mit „divers“ titulieren würde. Das klingt doch gerade so, als sei man nicht so ganz für voll zu nehmen. Natürlich will man genau das Gegenteil mit dem „divers“ bewirken und jedem Transgender Respekt zollen. Aber in meinen Augen klingt das leider ganz und gar nicht so.
Doch wie soll eine wirklich gendergerechte Sprache dann nun aussehen?
In Personalanzeigen fände ich es in jedem Fall sinniger, die spezifischen Klammertexte à la „weiblich, männlich, divers“ lieber komplett wegzulassen. Wenn ein Job eh für alle offen ist, warum muss man es dann überhaupt thematisieren?
Und was ist mit all den Begriffen, die bislang im generischen Maskulinum benutzt wurden, so wie „der Zuschauer“? Wenn man wirklich korrekt sein will, müsste man sich da z. B. in Zukunft auch an das sachliche „Zuschauerchen“ bzw. die „Zuschauer*innen*chen“ wenden, um alle einzuschließen, anstatt nur von den Zuschauer*innen zu sprechen. Hilfe!!! Bitte nicht!!! Das wäre mehr als gruselig. Außerdem ist das kaum noch auszusprechen und wirkt beim Zuhören bzw. Lesen sehr verwirrend. Dann fände ich es schon passender, einen eher allgemein umfassenden Begriff wie die „Zuschauenden“ zu verwenden.
Bleibt man allerdings bei der aktuellen Verwendung der integrierten männlich-weiblichen Form, warum kann man sich dann – zumindest beim Sprechen – nicht wenigstens die winzige Zeit nehmen, um beide Geschlechter gleichermaßen richtig anzusprechen? Es muss doch möglich sein, im gesprochenen Satz „liebe Zuschauerinnen und Zuschauer“ zu sagen anstatt „liebe Zuschauer*innen“ – mit dieser merkwürdigen Pause in der Mitte. Unfairerweise für alle Männer und Transgender klingt diese Form akustisch außerdem so, als wären jetzt nur noch Frauen angesprochen. Die männliche Form geht im gesprochenen Wort trotz Pause unter.
An dieser Stelle fallen mir außerdem auch noch die ganzen juristischen Texte ein. Wenn man in allgemeinen Geschäftsbedingungen, Gesetzestexten, Versicherungstexten etc. in Zukunft alles vermeintlich gendergerecht formulieren wollte, versteht am Ende keiner mehr, worum es geht. Vor lauter korrekten Endungen verliert man dabei nämlich den Blick auf das Wesentliche, den Inhalt. Und das ist doch eigentlich das, worum es gehen sollte. Vielleicht sollten sich alle einfach mal ein bisschen weniger wichtig nehmen und mehr entspannen.
Dass man jedem Menschen Respekt und Achtung entgegenbringen sollte, ist in unseren Augen ohnehin Bedingung für ein glückliches und friedvolles Zusammenleben – völlig unabhängig von Sprache. Die ADVERITAS® steht für eine offene und plurale Gesellschaft, in der sich jeder willkommen fühlt.
Sie möchten, dass sich Ihre Zielgruppen richtig angesprochen fühlen durch Ihre Texte? Die ADVERITAS® unterstützt Sie gerne.
Kommentar abgeben